
„Leben wird durch den Atem reguliert. Man atmet ein oder aus, und dazwischen regiert das Wedernoch, das auch ein Sowohlalsauch sein kann. Wenn der Atem steht, dann fällt die Zeit in sich zusammen. Die Sukzession von Leben wird simultan erlebbar. Wie in meinen Bildern, in denen die Sukzession des fließenden Lebens atemlos gebannt ist. Ich male das, was ich nicht sagen kann. Meine Bilder sind atemlose Atemzüge, die in ein zufallendes simultan erlebbares Jetzt gefallen sind. Wie die Samen einer Pflanze in meinen lebendigen Garten.“
Gotthard Fellerer
Quelle: Gotthard Fellerer, in: BILDATMEN, Katalog zur Ausstellung „Bildatmen“, Mattersburg 2006.
Gotthard Fellerer nennt seine Malerei „Bildatmen“, da er die Entstehung seiner Bildwerke mit einem Kontemplationsprozess verbindet: „Bei der Arbeit verschränkt er sein Sein und Nicht-Sein!“
Die Kunsthistorikerin Dr.in Brigitte Borchhardt-Birbaumer, ausgezeichnet u.a. mit dem Staatspreis für Kunstkritik 2023, schreibt: „Seine Serie ‚Bildatmen‘ füllt locker Ausstellungshallen. Die durchgehend lunare Farbenskala von dynamisch blauen und grünen Formationen zwischen Gegenstand und Abstraktion lässt diese Malerei einheitlich und authentisch wirken. Die Malweise ist flüssig, unaufgeregt und doch lebendig, ohne Künstlichkeit, und trotz postmoderner Zitate und Überlegung zur Malerei angenehm unverkrampft.“
Der Schriftsteller und Publizist Dr. Günter Unger sieht ihn so: „Gotthard Fellerer versteht es, Manager und Mönch zugleich zu sein. Und in beiden Beziehungen ist er maßlos. Was heißen will, dass er die Grenzen des Konventionellen negiert oder zumindest missachtet. Das kann man einerseits in den zahlreichen von ihm veranstalteten Ausstellungen und Aktionen höchsten Anspruchs nachprüfen, andererseits in seinen Bildern anschauen und nachempfinden. Wenn man beim Betrachten so maßlos ist wie Gotthard Fellerer beim Gestalten, dann ist man der Spriitualität des Menschen auf der Spur. Der Geist weht, wo er will.“
A.o. Prof. Mag. Ulrich Gansert stellt dazu fest: „So wenig diese Bilder rational geplant sein können, so sehr sind sie doch mit großer malerischer Professionalität realisiert. Die Maltechnik aus lebendig vertriebenen Farben stammt aus dem klassischen Repertoire des magischen Realismus und verbindet Genauigkeit und Ungezwungenheit. Stärkste Kontraste der Farben eingebettet in ein Hell-Dunkel formen die Syntax dieser Bildsprache. Oft aus wenigen Durchbrüchen oder thematischen Akzenten wie Blüten oder Früchten leuchten warme und helle Farben aus dem Zentrum oder dem Hintergrund, während der Vordergrund des Bildraums von von jener kühlen blau-grünen Formenwelt erfüllt ist. Instinktsicher und zielbewusst im Sinne der Irritation des Betrachters ist so die klassische Ordnung der Farben, nach der die warmen Farben nach vor kommen und die kühlen zurücktreten in ihr Gegenteil verkehrt. Die formale Struktur aus diagonalen Winkeln und Spitzen findet sich auch bei gewissen Bildern des deutschen Expressionisten Wilhelm Nay. Andere Beobachter haben bei Fellerers Bildern das dichte Blattgefüge in Rousseaus Urwaldbildern assoziiert, der seine Skizzen in der lockeren impressionistischen Fleckentechnik malte, doch in seinen großen Bildern zur klassischen Technik der Präzision, der Nuance und des Vertriebes zurückkehrte, der Maltechnik von Poussin und Ingres.“